Hornlosigkeit ist ein erbliches Merkmal. Das Gen hierfür (als P bezeichnet) vererbt sich dominant gegenüber normal ausgeprägten Hörnern (p). Das heißt Hornlosigkeit bei Kälbern ist auch dann möglich, wenn das Gen nur bei einem der Elterntiere vorkommt. Weiter unten im Text sind mögliche Erbgänge angeführt. Mittlerweile ist bekannt, dass der Genort nicht bei allen Rassen gleich ist – so unterscheidet man zwischen einem „keltischen“ (bei den meisten europäischen Rinderrassen) und einem „friesischem“ Hornlos-Typ.

Erbgänge:

Behörnte Mutter (pp) und homozygot hornloser Vater (PP):

P P
p Pp Pp
p Pp Pp

Die Nachkommen aus solchen Anpaarungen sind immer hornlos, tragen aber jeweils ein Gen für Hörner und eines für Hornlosigkeit (heterozygot hornlos).

Behörnte Mutter (pp) und heterozygot hornloser Vater (Pp):

P p
p Pp pp
p Pp pp

50% der Nachkommen sind behörnt, 50% sind heterozygot hornlos.

Heterozygot hornlose Mutter (Pp) und homozygot hornloser Vater (PP):

P P
P PP PP
p Pp Pp

Die Nachkommen sind auf jeden Fall hornlos, 50% sind heterozygot hornlos, 50% sind homozygot hornlos – da der Genotyp in dem Fall ohne Untersuchung nicht bekannt ist, wird der Hornstatus mit „P“ gekennzeichnet – das bedeutet Phonotyp hornlos, Genotyp nicht bekannt.

Heterozygot hornlose Mutter (Pp) und heterozygot hornloser Vater (Pp):

P p
P PP Pp
p Pp pp

In diesem Fall sind 25% der Nachkommen behörnt, 50% sind heterozygot hornlos und weitere 25% sind homozygot hornlos.

Überprüfen des Genotyps

Es gibt bereits Unternehmen, die einen Gentest für Hornlosigkeit anbieten und mittlerweile hat sich dies in der Zucht auch durchgesetzt. Wir schicken die Proben zum Beispiel zur GeneControl nach München.

Eine weitere Möglichkeit, um den Hornstatus eines Stieres herauszufinden, ist es, ihn auf behörnte Tiere anzupaaren. Früher war dies die einzige Möglichkeit, den Hornstatus von Tieren mit einem unbekannten Genotyp zu eruieren. Ist er homozygot hornlos, werden alle Nachkommen hornlos sein. Aus der unten angeführten Tabelle geht hervor wie die Wahrscheinlichkeit, dass ein Stier homozygot hornlos ist, mit der Anzahl seiner hornlosen Nachkommen korreliert

Anzahl hornloser Kälber Wahrscheinlichkeit der Hornlosigkeit des Stieres
2 75.00%
3 87.50%
4 93.75%
5 96.88%
6 98.44%
7 99.22%
8 99.61%
10 99.90%
12 99.98%
14 99.99%

Das Wackelhorn (S) oder (PS)- Epistatische Vererbung

Wie bereits eingangs erwähnt, gibt es auch die Möglichkeit, dass ein Wackelhorn ausgebildet wird. Die Gene für Hornlosigkeit und Wackelhorn werden epistatisch vererbt, das bedeutet, dass ein Gen (in diesem Fall das Gen, das für Wackelhörner codiert) die phänotypische Ausprägung eines anderen Gens überdeckt. Das führt dazu, dass Wackelhörner ausgebildet werden, obwohl der Genotyp homozygot oder heterozygot hornlos ist (nach aktuellem Stand scheint es aber so zu sein, dass Wackelhörner in erster Linie bei mischerbig hornlosen Tieren ausgebildet werden).

Wackelhörner sind hornartige Gebilde, haben aber keine Verbindung mit dem knöchernen Schädelskelett. Die Ausprägung kann von kleinen Krusten bis hornzapfenähnlichen Gebilden von einigen Zentimetern Länge reichen.Wackelhörner werden nur bei hornlosen Tieren ausgebildet. Außerdem besteht ein Zusammenhang zwischen dem Geschlecht des Tieres und der Ausprägung von Wackelhörnern. Bei weiblichen Tieren wird das Wackelhorn nur ausgebildet, wenn das Gen auf beiden Allelen vorhanden ist (entspricht dem rezessiven Erbgang), beim männlichen Tier wird das Wackelhorn dominant vererbt. In nachfolgender Tabelle wird die Ausbildung von Wackelhörnern in Abhängigkeit vom Genlocus P und dem Geschlecht beschrieben:

Genotyp- Hornstatus Genotyp- Wackelhorn Phänotyp- Weiblich Phänotyp- Männlich
PP, Pp SS Wackelhorn Wackelhorn
PP, Pp Ss Sauber hornlos Wackelhorn
PP, Pp ss Sauber hornlos Sauber hornlos
pp SS, Ss, ss gehörnt gehörnt

(S: dominant für Wackelhorn, s: rezessiv für Wackelhorn) Wie Sie sehen, können Wackelhörner also auch bei homozygot hornlosen Tieren ausgebildet werden. Daher unsere Empfehlung: Beachten Sie immer den Hornstatus der Elterntiere.